Sonntag, 27. Dezember 2009

Systemische Pädagogik: Teil 3: Systemisch Lernen

Das Buch von Renoldner, Scala und Rabenstein (Einfach Systemisch, 2007) beschreibt eine Sichtweise auf ein System (Klasse, SchülerInnen, SchülerIn, Kollegium, KollegIn etc.), das mit seiner Umwelt interagiert. Sie nennen diese Betrachtungsweise/ diesen Ansatz „systemisch“.
Ein Einfluss auf ein System birgt unzählige Möglichkeiten von Reaktionen darauf. Genau diese Kombination aus Möglichkeiten macht ein System aus. Dies entspricht demnach nicht der Anschauung von actio und reactio, also einem Ursache-Wirkung-Prinzip (Physikalisches Prinzip nach Newton, 3. Axiom). Aus der systemischen Sichtweise heraus können wir Andere demnach beeinflussen. Die Wirkung ist aber unter Einbezug des Systems kaum zu beeinflussen, besser gesagt vorhersehbar. Um eine Veränderung, sofern diese überhaupt möglich ist, zu erreichen, ist es notwendig das System zu erkennen, zu realisieren (vermutlich eine Mischung aus Fakten, Hypothesen, Erfahrung und Gefühl etc.) um zu versuchen auf dieses Einzuwirken. Dieser Ansatz scheint sehr einleuchtend. Wer sich als PädagogIn oder LehrerIn, ErzieherIn oder einfach als Privatperson unter vielen bewegt, merkt vermutlich täglich, dass dieses Schema nicht nur auf die Pädagogik anwendbar ist, sondern eine Beschreibung des ganz alltäglichen ist. Oder weshalb wohl empfinden wir Freude, Wut, Sorge oder Neid (etc.). Kaum wegen uns selber - vielleicht wegen dem Gegenüber - vielleicht wegen einer Situation. Betroffen sind meist viele, es werden oft auch Unbetroffene miteinbezogen, da wir unsere Stimmung, unsere Freude, Trauer weitertragen womit sich mit der Zeit der Kreis schliesst. Wir Leben in einer Gesellschaft, Familie, Gruppe oder einem Kollegium und mehr noch - wir erleben, leben und prägen diese Systeme, ob wir wollen oder nicht. Wer dies erkannt hat, erhält die Chance zu versuchen alltägliche Situationen zu verstehen, die Ursachen und Folgen zu erkennen/erraten/erahnen, mit Möglichkeiten zu spielen und kann sogar versuchen, bewusst und aktiv mit zu gestalten, um das System für jeden einzelnen zu verbessern – konsequenterweise auch zu verschlechtern.
Die AutorInnen (Einfach Systemisch, 2007) beschreiben für das Erkennen und Handeln im systemischen Kontext verschiedene Methoden. Sie warnen davor, eine harte Wirklichkeit zu beschreiben (Beschreibung von Systemen als Dinge, die messbar/eindeutig sind) und empfehlen Systeme als weiche Wirklichkeiten zu erkennen (Beziehungen sehen, Interpretationen und Bedeutungen erkennen). Wie oben erwähnt, ist jeder Beobachter auch Teil des Systems, sollte deshalb auch das Bewusstsein dafür haben, dass bei einer Aktion auf das System eine Diversität an Reaktion folgen kann. Der Beobachter selber würde durch jede dieser Reaktionen/Aktionen selber wieder zur Reaktion getrieben. Mathematisch betrachtet, stiege die Anzahl möglicher Effekte exponentiell - was sicherlich nicht immer ganz der Realität entspricht. Aber immerhin zeigt dieser Denkansatz, dass es sehr schnell grosse Mengen an Reaktionen werden, die auf eine Reaktionen folgen. In einer Schulklasse wären es entsprechend noch mehr. Schlussendlich, muss man die ganzen Zusammenhänge, will man ein gewisses Verhalten eines Systems halten, will man mit diesem System arbeiten, mit Vereinfachungen arbeiten. Man muss die Komplexität verringern, wie Renoldner, Scala und Rabenstein (Einfach Systemisch, S. 28, 2007) sagen, dies, sobald man zu viele hypothetische Ansätze und Alternativen sieht, bevor man Handlungsunfähig wird. Andererseits muss man aufpassen, dass man die Komplexität soweit offenhält, dass man nicht wieder in eine harte, statische Sichtweise der Klasse, der SchülerIn, des Systems zurückfällt. Das macht wohl einen guten Pädagogen, eine gute Pädagogin aus.

Samstag, 28. November 2009

tet

Montag, 16. November 2009

Der ausschliessliche Weg über das Gymnasium ist Vergangenheit - neue Chance Fachmatura


Durch den Umbau der Sekundarstufe II während der letzten Jahre hat sich die Schullandschaft dahingehend verändert, dass parallel zu den gymnasialen Mittelschulen vermehrt Fachmaturitätsschulen, Diplom-, Handelsmittelschulen und Berufmaturitätsschulen an Stellenwert gewinnen (siehe Bild). Dies hat zur Folge, dass die Ausschliesslichkeit der Gymnasien mit Maturitätsprofilen Vergangenheit geworden ist. Lag einem früher nach der Matura die Bildungswelt zu Füssen, oder hatte man nach erfolgreicher Maturaprüfung ein weiteres Studium oder einen Beruf im Sack, so verliert dieser einmalige Stellenwert der Matura zunehmend an Bedeutung. Durch Berufs- und Fachmaturitäten nimmt die Konkurrenz auf dem Bildungsmarkt zu (siehe Bild). Dadurch entsteht das Bedürfnis nach einer Rechtfertigung der 4 jährigen Matura, verglichen mit einer kürzeren Berufs- und Fachmaturität. Diese Rechtfertigung liegt in der Ausschliesslichkeit im Zugang zu Universitäten und Hochschulen, wohingegen Fach- und Berufsmaturitäten zu einem Zugang an Fachhochschulen berechtigen. Diese fachlichen Bildungswege setzen hingegen auf eine zusätzliche Berufliche Vorbildung/Lehre/Arbeitstätigkeit.
Der Verlust an Ausschliesslichkeit der gymnasialen Maturitätsschulen als Transferinstitution zwischen der Sekundarstufe I und den Hochschulen/Fachhochschulen führt schlussendlich auch dazu, dass die Schülerzahlen an gymnasialen Maturitätsschulen sinken/stagnieren, wobei sie an Fachmaturitätsschulen etc. stetig zunehmen. Diese mehr oder weniger direkte Konkurrenz wird in Zukunft vermehrt dazu führen, dass man sich auf sich verändernde Schülerzahlen einstellen muss. Weiterhin wird immer notweniger, die Bildung und Ausbildung klarer zu definieren und die verschiedenen Maturitätswege gegeneinander abzugrenzen. Gymnasiale Mittelschulen werden vermehrt mit Universitäten und Hochschulen zusammenarbeiten müssen, um den reibungslosen Transfer der Studierenden der Sekundarstufe II zu unterstützen.





Auch die Fachhochschulen und Berufsmaturitätsschulen müssen sich in diesem Markt klar positionieren. Ihre Aufgaben wie die Ausbildung von Fachkräften, Führungspersonen für die Privatwirtschaft, die angewandt Forschung und die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft bieten viel Anreiz, sich nicht mehr zwingend für den gymnasialen Weg mit anschliessendem universitären Studium zu entschliessen. Die kürzere Dauer der Maturität und der oftmals primär auf ein Bachelorstudium ausgerichtete Weg ist zudem kurzer und scheint deshalb auf den ersten Blick effizienter zu sein als der klassische Weg über das Gymnasium. Gerade deshalb muss man sich bewusst sein, dass man in der fachspezifischen Ausbildung weniger Gefässe für eine möglichst breit angelegte Bildung hat. Man arbeitet enger auf ein Ziel hin, welches an Fachhochschulen mit meist sehr Angewandten Studiengängen nochmals betont wird. Der akademische weg hingegen scheint oftmals mühseliger und schlussendlich auch weniger Zielgerichtet zu sein. Die Grundlagenforschung ist daher der grosse Schwerpunkt an Universitäten, genauso wie Forschung, welche zwar ein grosses öffentliches Interesse hat, aber nicht wirtschaftlicher Natur ist. Die Promovierung, die Weiterführung einer typisch akademischen Karriere, ist ebenfalls nur StudentInnen erlaubt, welche den weg über eine Universität/Hochschule gewählt haben.
Eine Stärkung der Fachhochschulen im Bereich Forschung ist aber sehr naheliegend. Mit der Möglichkeit auch an den Fachhochschulen ein Masterstudium zu machen, steigt wiederum die Konkurrenz zwischen Universitäten und Fachhochschulen. Es ist aber durchaus auch wichtig, sich den Nutzen eines weiteren Studiums vor Augen zu halten. Während Fachhochschulabsolventen oftmals nach dem Bachelorstudium bereits eine Anstellung suchen und sich in einem Betrieb vertiefen und weiterbilden und somit berufliche Erfahrung mit der Ausbildung effizient verknüpfen können, haben Universitätsabsolventen mit einem Masterabschluss meist wenig bis gar keine Erfahrung in der Privatwirtschaft und finden sich oft in enger Konkurrenz zu den angewandteren Fachhochschulabsolventen. Der Stellenwert der Berufsmaturitäten und Fachhochschulen wird so betrachtet sicherlich noch zunehmen und langfristig eine zwingende Alternative zum gymnasialen und universitären Weg sein. Es wird sich mit der Zeit ein Gleichgewicht einstellen. Wichtig für eine gute Wahl des Studiums wird langfristig auch eine gute Beratung, schon auf Niveau Sek I, sein. Die Universitäten und Fachhochschulen werden sich vermutlich noch stärker im akademischen Bereich positionieren müssen um einen nachhaltigen Nachwuchs an Forschern und Mitarbeitern zu generieren, wohingegen die Fachhochschulen vielleicht noch klarer in den angewandten Bildungssektor hinein tendieren könnten, um noch mehr Nachwuchs aus sämtlichen angewandten Bereichen (DMS, HMS, BMS und auch aus der beruflichen Grundausbildung – Lehre) zu rekrutieren. Was jedoch ungünstig wäre, wäre die Entstehung einer Kluft zwischen den fachlichen und gymnasialen/akademischen Bildungswegen – es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Zusammenarbeit gegenseitig sowie das Verständnis füreinander erhalten bleiben.



Montag, 9. November 2009

Ein Bild der Bildung



Bildung (von adh. bildunga, "Schöpfung; Bildnis, Gestalt") bezeichnet das Lernen als Formung des Menschen im Hinblick auf sein „Menschsein“. Quelle: Wikipedia




Dieses Zitat und einige Gedanken zur letzten Präsenzstunde in der Berufpädagogik haben mich veranlasst über den Begriff Bildung nachzudenken. Dieser vor allem im Schulalltag sehr häufig verwendete Begriff scheint mir mehr Inhalt zu haben, als man auf den ersten Blick denkt.
Der Komplexität des Begriffes von Bildung wird, so meine ich, selten ganzheitlich Rechnung getragen. Viel einfacher als Bildung zu verstehen ist es, den Begriff für die eigenen Ziele zu gebrauchen. Ich vermute gar, dass Bildung vergleichbar ist mit Religion. Man definiert gewisse Inhalte, gewisse Kompetenzen und Standards, man hält an bestimmten moralischen, ethischen und menschlichen Werten fest und "bildet" sich darauf etwas auf- böse Zungen könnten auch sagen: "Man bildet sich etwas darauf ein!" Schlussendlich ist man dann soweit - man gehört dazu, man verhält sich dem Kontext Bildung entsprechend zielgerichtet.
In meinem Regal steht ein Hörbuch: "Bildung - Alles was man wissen muss!" Wie eingebildet?! Gewisse Bildung ist also ein Muss! Man muss einen Munch erkennen und den Gottesbeweis von Descartes wiedergeben, dann ist man gebildet!
Wieder zum Begriff Bildung selber: Ich bin da ein sehr offener Mensch: Ich glaube an einen Inhalt im Leben - ich male mir ein Bild davon - ich bin im Bilde - es bleibt aber immer mein Bild, sei ich eine Person, sei ich eine Institution, sei ich ein Staat, sei ich eine Kultur, sei ich die Welt. Das Bild bestimmt wer wir sind. Die Bildung ist genau jenes Bild! Bildung ist eine Religion - eine Philosophie. Die Inhalte jedoch können mehr oder weniger auf dem Boden der Realität behaftet sein - sie sind aber nie unabhängig von unserer Bewertung....

Bildung darf effizient sein - die Natur der Bildung lässt es aber zu, dass wir sie formen, sie nach unseren Bedürfnissen gestalten. So unterschiedlich unsere Bedürfnisse sind, so verschieden ist dann auch die Bildung. Mal ist sie ziegerichtet, mal ökonomisch, mal auf unsere Interessen, mal auf die Interessen der Umwelt gerichtet, mal dreht sich Bildung im Kreis, mal missfällt sie uns und wir gehen nochmals einen Schritt zurück. Meine Bildung ist zielgerichtet, damit auch effizient, da ich meine Schwerpunkte den Erwartungen verschiedener LehrerInnen/Mentoren/Schulen und unserer Gesellschaft anpassen musste um meinen Weg einzuschlagen. Leider geben die Naturwissenschaften hier einen engen Rahmen vor - die frei gebliebenen Kapazitäten habe ich aber für meine Weiterbildung genutzt. Ich vermute aber, dass auch eine Gesellschaft wie jene, in der wir Leben effiziente (zielgerichtete) Bildung braucht, damit sie zielgerichtet erhalten werden kann.
Was wäre nun die geeignete Bildung an einer Berufsschule? Was Bildungsziele für die Absolventen einer Fachhochschule? In wie weit bildet sich ein Mensch im Betrieb, wie weit in der Schule? Ist der Lehrplan das Bildungsideal, der Bildungsplan? Oder ist das Bild der Bildung gar nicht so klar definiert, wie man es zu glauben scheint?

Vielleicht gibt dieser Comic ja die Antwort auf alle diese Fragen...





Montag, 2. November 2009

Einsatz von Lernjobs im Unterricht

Lernjobs (Prinzip, Aufbau), Anleitungen für das (selbständige) Erarbeiten eines Themas sind ein interessanter Ansatz für das Arbeiten mit der Klasse. Sie erlauben das individuelle Vorgehen der Schüler, von Zuhause aus oder in der Schule, wo die Lehrperson eventuell als Coach Unterstützung anbieten kann. Ein guter Lernjob erlaubt es den SchülerInnen bestimmte Lernziele (idealer Weise klar formuliert) im eigenen Tempo zu erreichen, dabei gezielt Defizite bewusster und vertiefter auszumerzen indem eigene Schwerpunkte gesetzt werden. Dies ist ein Vorteil, welcher der Unterricht in der Klasse im Sinne einer Klassenarbeit, frontalen Unterrichts oder nur schon wegen dem zeitlichen Rahmen nur bedingt bieten kann. Ein Lernjob kann von der Lehrperson auch gezielt so gestaltet werden, so dass Schüsselkompetenzen (Beispielsweise nach Erpenbeck oder nach Bergmann) gezielt gefordert und gefördert werden. Prinzipiell nichts neues - Lernjobs erinnern stark an die Arbeit mit sogenannten "Werkstätten" - bieten Lernjobs eine kompakte und übersichtliche Anleitung und Material-/ Mediensammlung, welche in einem gut rhythmisierten eine interessante Option sind, Wissen und Kompetenzen zu vermitteln.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Systemische Pädagogik: Teil 2: Grundzüge dieser pädagogischen Anschauung

Das Buch von Renoldner, Scala und Rabenstein (Einfach Systemisch, 2007) beschreibt eine Sichtweise auf ein System (Klasse, SchülerInnen, SchülerIn, Kollegium, KollegIn etc.), das mit seiner Umwelt interagiert. Sie nennen diese Betrachtungsweise/ diesen Ansatz „systemisch“.
Ein Einfluss auf ein System birgt unzählige Möglichkeiten von Reaktionen darauf. Genau diese Kombination aus Möglichkeiten macht ein System aus. Dies entspricht demnach nicht der Anschauung von actio und reactio, also einem Ursache-Wirkung-Prinzip (Physikalisches Prinzip nach Newton, 3. Axiom). Aus der systemischen Sichtweise heraus können wir Andere demnach beeinflussen. Die Wirkung ist aber unter Einbezug des Systems kaum zu beeinflussen, besser gesagt vorhersehbar. Um eine Veränderung, sofern diese überhaupt möglich ist, zu erreichen, ist es notwendig das System zu erkennen, zu realisieren (vermutlich eine Mischung aus Fakten, Hypothesen, Erfahrung und Gefühl etc.) um zu versuchen auf dieses Einzuwirken. Dieser Ansatz scheint sehr einleuchtend. Wer sich als PädagogIn oder LehrerIn, ErzieherIn oder einfach als Privatperson unter vielen bewegt, merkt vermutlich täglich, dass dieses Schema nicht nur auf die Pädagogik anwendbar ist, sondern eine Beschreibung des ganz alltäglichen ist. Oder weshalb wohl empfinden wir Freude, Wut, Sorge oder Neid (etc.). Kaum wegen uns selber - vielleicht wegen dem Gegenüber - vielleicht wegen einer Situation. Betroffen sind meist viele, es werden oft auch Unbetroffene miteinbezogen, da wir unsere Stimmung, unsere Freude, Trauer weitertragen womit sich mit der Zeit der Kreis schliesst. Wir Leben in einer Gesellschaft, Familie, Gruppe oder einem Kollegium und mehr noch - wir erleben, leben und prägen diese Systeme, ob wir wollen oder nicht. Wer dies erkannt hat, erhält die Chance zu versuchen alltägliche Situationen zu verstehen, die Ursachen und Folgen zu erkennen/erraten/erahnen, mit Möglichkeiten zu spielen und kann sogar versuchen, bewusst und aktiv mit zu gestalten, um das System für jeden einzelnen zu verbessern – konsequenterweise auch zu verschlechtern.
Die AutorInnen (Einfach Systemisch, 2007) beschreiben für das Erkennen und Handeln im systemischen Kontext verschiedene Methoden. Sie warnen davor, eine harte Wirklichkeit zu beschreiben (Beschreibung von Systemen als Dinge, die messbar/eindeutig sind) und empfehlen Systeme als weiche Wirklichkeiten zu erkennen (Beziehungen sehen, Interpretationen und Bedeutungen erkennen). Wie oben erwähnt, ist jeder Beobachter auch Teil des Systems, sollte deshalb auch das Bewusstsein dafür haben, dass bei einer Aktion auf das System eine Diversität an Reaktion folgen kann. Der Beobachter selber würde durch jede dieser Reaktionen/Aktionen selber wieder zur Reaktion getrieben. Mathematisch betrachtet, stiege die Anzahl möglicher Effekte exponentiell - was sicherlich nicht immer ganz der Realität entspricht. Aber immerhin zeigt dieser Denkansatz, dass es sehr schnell grosse Mengen an Reaktionen werden, die auf eine Reaktionen folgen. In einer Schulklasse wären es entsprechend noch mehr. Schlussendlich, muss man die ganzen Zusammenhänge, will man ein gewisses Verhalten eines Systems halten, will man mit diesem System arbeiten, mit Vereinfachungen arbeiten. Man muss die Komplexität verringern, wie Renoldner, Scala und Rabenstein (Einfach Systemisch, S. 28, 2007) sagen, dies, sobald man zu viele hypothetische Ansätze und Alternativen sieht, bevor man Handlungsunfähig wird. Andererseits muss man aufpassen, dass man die Komplexität soweit offenhält, dass man nicht wieder in eine harte, statische Sichtweise der Klasse, der SchülerIn, des Systems zurückfällt. Das macht wohl einen guten Pädagogen, eine gute Pädagogin aus.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Systemische Pädagogik – Ein interessanter Ansatz! Teil 1: Nicht ganz Ernst zu nehmende Einleitung

Renoldner, Scala und Rabenstein skizzieren in ihrem Buch (Einfach Systemisch, 2007) die Grundlagen für eine systemische Pädagogik, speziell auch deren Methoden und Anwendungen. Interessanterweise beginnt das Buch mit dem Kapitel „Die Pädagogik ist weiblich“, worin geschildert wird, dass die Mehrzahl im pädagogischen Feld Arbeitenden weiblicher Natur seien. Dies kann ich (als ausgebildeter Primarlehrer) ebenfalls nur unterstreichen. Es ist ein Phänomen, welches schon in der Ausbildung beginnt und im Schulalltag, vor allem auf der Primarstufe (1. – 6. Klasse), sehr an Bedeutung gewonnen hat. Man sollte dies kritisch beobachten, zumal eine einseitige Geschlechterverteilung im Unterricht und in der Erziehung nie optimal sein kann. In der Erziehung, genauso wie dem Unterricht, sollten die SchülerInnen die Möglichkeit haben männliche, wie auch weibliche Vorbilder zu haben (Gendergerecht). Vor diesem Hintergrund brachte es mich zum Schmunzeln, als ich mit der Lektüre dieses Buches begann. Dass die Autoren scheinbar alles dafür tun, diese umschriebene Frauendomäne noch zusätzlich zu verstärken, fiel ihnen scheinbar gar nicht auf: Es werden im Buch bewusst die weiblichen Substantive für Pädagoge (sprich Pädagogin) und für Lehrer (sprich Lehrerin) verwendet, was nicht gerade alltäglich ist - sogar in Kreisen, wo die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann (auch in der Sprache) schon lange etabliert scheint. Nun denn, ich schlage dieses rosarote (der weibliche Ausdruck dafür wäre wohl „pink“) Buch dennoch sehr gerne auf – der Inhalt tönt spannend. Doch wie war das gerade? In dem Buch schreiben die AutorInnen im zweiten Kapitel: „Systeme organisieren sich im Austausch mit der Umwelt ein lebenserhaltendes Gleichgewicht: Sie sind mit ihren Umwelten strukturell gekoppelt“ (Einfach Systemisch, S. 14, 2007). Also - da haben wir es doch: Diese scheinbare weibliche Pädagogik könnte man also doch wieder ein wenig ins Gleichgewicht rücken. Das Einzige was man tun müsste: „Macht alle Substantive in Pädagogischen Lehrbüchern männlich und alle Bücher unbunt - sicherlich nicht rosa. Arbeitet am System!“ So werden sie auch von männlichen, potentiellen Pädagogen freiwillig im Zug - Zug um Zug - gelesen, ohne dass man schon bei dem Versuch sich zu Informieren durch seine rosa Lektüre auffällt.